Am 19. und 20. Juni 2025 fand in den Räumlichkeiten des Institut d’Histoire du droit Jean Gaudemet zum dritten Mal das Atelier doctoral franco-allemand statt, das aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte unter der Leitung von Professor Dr. Mathias Schmoeckel entstanden ist. Ziel dieser Graduiertenschule ist es, einen Austausch zwischen deutschen und französischen Doktorandinnen und Doktoranden zu schaffen, die sich in ihren Dissertationen einem rechtshistorischen Thema widmen. Dabei kann das eigene Forschungsvorhaben vorgestellt und mit anderen diskutiert werden, was häufig zu einer Hinterfragung der eigenen Methodik sowie einer kritischen Auseinandersetzung mit der Fragestellung der Dissertation führt. In jedem Fall wurde verdeutlicht, wie eng die Verbindung zwischen der deutschen und der französischen Rechtsentwicklung ist.
Die Konferenz wurde mit einer herzlichen Begrüßung durch Professor Guillaume Boudou eröffnet und der französische Doktorand Jan Borrego stellte sein Forschungsvorhaben im Bereich des römischen Rechts vor. Darauf folgte eine angeregte Diskussion zu dieser Thematik. In der anschließenden Kaffeepause konnten wir mit den französischen Doktorandinnen und Professoren bei persönlichen Gesprächen in den Austausch treten.
Nach der Pause erläuterte die deutsche Doktorandin Fine Dortmann die Thematik ihrer Dissertation im Bereich der Rechtsgeschichte der Wirtschaft. Auch im Anschluss daran hatten die Teilnehmenden der Graduiertenschule die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Anregungen zum weiteren Vorgehen innerhalb der Untersuchung zu geben. An das offizielle Tagesende schloss eine Einladung von den französischen Doktoranden zu Getränken und klassischen französischen Speisen in ein Pariser Restaurant unweit der Universität und des Panthéon.
Für den nächsten Tag waren vier weitere Vorträge angedacht. Es begann Herr Hugo Lesueur, einer der französischen Doktoranden. Auch sein Thema im Bereich des römisch-kanonischen Rechts leitete eine angeregte Diskussionsrunde ein.
Danach durfte ich mein Dissertationsvorhaben vorstellen, das im Bereich der Völkerrechtsgeschichte angesiedelt ist. Der Austausch mit den französischen Teilnehmenden der Graduiertenschule war für mich vor allem deshalb interessant, da die französische Rechtswissenschaft und auch technische Entwicklungen in Frankreich von entscheidender Bedeutung für meine Untersuchung sind. Die Anwesenden stellten mir spannende Fragen und ich konnte mit den Doktorandinnen und Doktoranden aus dem Bereich der römischen Rechtsgeschichte beim anschließenden Mittagessen noch einmal vertieft über die möglichen römisch-rechtlichen Ursprünge der von mir untersuchten Fragestellungen sprechen.
Nach dem Mittagessen folgten noch zwei Vorträge: Herr Gaëtan Nory stellte uns seine Arbeit zur Rechtsentwicklung im Bereich der Durchsetzung der öffentlichen Ordnung in Frankreich vor. Sehr interessant fand ich – durch mein deutsches Rechtsverständnis und den Wert des Grundrechts auf Versammlungen in Art. 8 GG geprägt – die Tatsache, dass polizeiliche Maßnahmen in Frankreich in weiten Teilen auf dem soft law, d. h. auf dem nicht geschriebenen Recht, basieren.
Die letzte Referentin war Frau Franziska Neugebauer, die sich in ihrer Untersuchung der rechtshistorischen Entwicklung des Beweisrechts als Reaktion auf technische Innovationen widmet.
Das Atelier doctoral franco-allemand endete am Freitagabend mit einem gemeinsamen Abendessen und wir hatten ein letztes Mal die Gelegenheit, Kontakte zu den französischen Professorinnen und Teilnehmern zu knüpfen und über die einzelnen Erkenntnisse, die sich durch die Graduiertenschule ergaben, zu sprechen.
Nicht nur die Vorstellung meiner eigenen Dissertation, sondern auch die Auseinandersetzung mit ganz anderen Dissertationen auf dem Gebiet der Rechtsgeschichte, habe ich als sehr gewinnbringend empfunden. Ich freue mich sehr, dass durch die Kooperation der beiden Universitäten ab 2026 eine durch die Deutsch-Französische Hochschule geförderte Graduiertenschule stattfinden wird.
Ich möchte mich bei der Bonner Universitätsstiftung und der Geschwister Inge Doris Reitmeister und Margarete Flamme-Stiftung herzlich für die Förderung dieser Graduiertenschule durch ein Reisekostenstipendium bedanken!
Ein Reisebericht von Lilli Anna Wieberneit