07. September 2023

Linguistik hautnah erleben Linguistik hautnah erleben

Bonner Universitätsstiftung fördert die Teilnahme an einer Konferenz in Düsseldorf

Die „16th International Cognitive Linguistics Conference“ fand in diesem Jahr in der Zeit vom 7. bis zum 11. August an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) in Düsseldorf statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung, die aller zwei Jahre von der „International Cognitive Linguistics Association“ organisiert wird, kamen erneut Studierende, Lehrende und Forschende aus den verschiedenen Teilbereichen der Linguistik zusammen. Neben interessanten Vorträgen bot die Konferenz dabei ausreichend Zeit für einen angeregten Austausch.

Mit einem Reisestipendium der Bonner Universitätsstiftung besuchte auch Karolina Küsters, eine Promovierende der Romanischen Philologie an der Universität Bonn, die Konferenz und teilt im folgenden Reisebericht ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit uns:

Brücke HHU
Brücke HHU © HHU / Ivo Mayr
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„Dank der Bonner Universitätsstiftung hatte ich diesen Sommer die Möglichkeit, an der ICLC16 (16th International Cognitive Linguistics Conference) an der HHU Düsseldorf teilzunehmen. Insgesamt dauerte die Konferenz fünf Tage, ich selbst konnte jedoch nur von Mittwoch bis Freitag vor Ort sein.

In meinem Promotionsprojekt erforsche ich die argumentative Funktion von Metaphern in politischen Diskursen (in Italien und Deutschland). Somit liegt mein Forschungsgebiet mitten im Feld der kognitiven Linguistik. Als Romanistin hatte ich bisher nur wenig Möglichkeiten, mich mit Vertreter*innen der germanistischen und anglistischen Seite der Linguistik auszutauschen. Als ich von der Tagung hörte, war ich daher sofort begeistert. Nicht nur, weil dort so viele Teilbereiche der Linguistik vertreten sind, sondern auch, weil ich bei dieser Konferenz gute Impulse für meine eigene Forschung erhalten könnte.

Nun zur Konferenz selbst. Mitlesende Geisteswissenschaflter*innen kennen das Gefühl vielleicht: Zu sehen, wie viele Kolleginnen und Kollegen aus dem eigenen Fachgebiet es gibt und was für spannende Projekte gerade überall auf der Welt umgesetzt werden, war für sich genommen schon wahnsinnig inspirierend und eine tolle Motivation und Abwechslung zur gewohnten Arbeit im „stillen Kämmerlein“. Zudem habe ich dort auch einige Kolleg*innen persönlich getroffen, die ich bisher nur über Twitter oder Zoom kannte.

Insgesamt konnte ich mir an den drei Tagen über 20 Vorträge anhören. Hierbei waren für mich natürlich vor allem die unzähligen Forschungsvorhaben zu Metaphern und Metonymien im politischen Diskurs interessant. Ich habe viel neuen Input gesammelt, der sicherlich in meine Arbeit einfließen wird.

Auch die Arbeiten von Alexander Ziem und seinen Mitarbeiter*innen (Stichpunkt FrameNet und Constructicon) zu sehen und in einem eher lockeren Austausch zu diskutieren, war total spannend und bereichernd. Es gab außerdem auch einen Plenary Talk von Kyoko Ohara, einer Schülerin von Charles Fillmore, die über die Rolle des FrameNet-Projekts für die Gebiete der kognitiven Linguistik gesprochen hat. Ein weiteres Highlight war für mich ein Vortrag von Mark Turner zur menschlichen Notwendigkeit kognitiver Komprimierung (oder auch Komplexitätsreduktion). Sowohl Charles Fillmore als auch Mark Turner gelten als Wegbereiter und absolute Koryphäen der Kognitiven Linguistik, und ich hätte nicht gedacht, einen von beiden oder ihre Schüler*innen während meiner Promotionszeit und in meiner Heimatregion NRW live sehen, ihren Vorträgen zuhören und danach neben ihnen in einem Hörsaal sitzen zu können.

Die Erfahrung, dass diese fast Ehrfurcht erzeugenden Namen auf den Papers, die man Tag für Tag durcharbeitet, selbst auch ganz ‚normale‘ Menschen sind, die auf Tagungen mit ihren Rucksäcken auf dem Rücken, mit Kaffeetassen in der Hand und Ringen unter den Augen durch die Gänge hetzen, um die nächste Session zu finden, ist gerade als Promotionsstudentin wahnsinnig beruhigend. Und erinnert daran, dass es doch vordergründig um die Faszination für die Wissenschaft selbst geht und nicht darum, einen möglichst guten Eindruck zu machen.

Abschließend gab es noch ein weiteres Highlight: Beim Conference Dinner in einem urigen Düsseldorfer Wirtshaus wurde plötzlich eine kleine Bühne aufgebaut, auf der eine Gruppe musikalisch begabter Sprachwissenschaftler*innen gecoverte Songs zum Besten gab. Spätestens das hat die Situation so aufgelockert, wie ich es bisher bei wenigen Wissenschaftstagungen erlebt habe. Hut ab auch hier an alle Mitwirkenden, die das Einstudieren zum Teil neben der Planung dieser Tagung eingeschoben haben.
Die Konferenz hat mir insgesamt sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene wirklich viel gebracht und war eine riesengroße Bereicherung für meinen universitären Werdegang, von der ich noch lange zehren werde.

Ohne die finanzielle Förderung durch die Bonner Universitätsstiftung wäre mir diese tolle Erfahrung wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Vielen Dank dafür an alle Beteiligten, vor allem auch für die schnellen, freundlichen Rückmeldungen, die stets verständnisvoll und auf Augenhöhe stattgefunden haben. Ein riesengroßes Dankeschön!“

Ein Bericht von Karolina Küsters

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